Che – Revolución

insidemovie.de schreibt

Wer eine geschichtsgetreue oder kritische Auseinandersetzung mit der Ikone Che erwartet, wird bei diesen Filmen allerdings enttäuscht. Sonderberghs Che-Filme sind vor allem eins – Actionfilme. Als solche sind sie jedoch gelungen.

Mein Eindruck des ersten Teil der beiden Che-Filme ist es eher der, dass enttäuscht wird, wer einen Actionfilm erwartet. Zwar gibt es Action-Szenen zuhauf, doch hält der Film einen dokumentarischen Stil durch. Natürlich handelt es sich deshalb nicht um einen Dokumentar-Film. Alles ist mit der entsprechenden künstlerischen Freiheit nachgestellt, auch ein Interview mit Ernesto Guevara-Benicio del Toro, das in Schwarz-Weiß in die eigentliche Handlung eingestreut ist.

In seinem Bericht für SPON von den Filmfestspielen in Cannes 2008, auf denen Benicio del Toro als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, vergleicht Wolfgang Höbel den Film mit einer Fototapete von Che. In der Tat scheint die Darstellung des jungen Revolutionärs bilderbogenartig: Guevara begrüßt Mitkämpfer mit Handschlag und Vornamen, Guevara verarztet Verwundete, Guevara raucht Zigarre, Guevara philosophiert über die Revolution.

Soderbergh verweigert sich einem umfassenden Porträt der Person Ernesto „Che“ Guevara und auch einer expliziten Kritik an ihr. Er konzentriert sich auf die Darstellung der Erlebnisse des Arztes, Politikers und Revolutionärs (Kritik von Andreas B. Krüger)

Die Aneinanderreihung von Bildern lässt keine Handlung neben der Revolution aufkommen, schon gar keine keine innere Handlung, überhaupt erfährt man sehr wenig vom Innenleben der Beteiligten. Die Darstellung ist eine Sicht von außen, nichts wird erläutert, es gibt keine Einblicke ins Gefühlsleben, nur einige Off-Kommentare Guevaras zur Revolution, die zT seinen Schriften entnommen sind – Keine Nähe, keine Identifikation mit einer der Figuren, man baut keine Beziehung auf.

Déjeme decirle, a riesgo de parecer ridículo, que el revolucionario verdadero está guiado por grandes sentimientos de amor. Amor a la humanidad, amor a la justicia, amor a la verdad. Es imposible pensar en un revolucionario auténtico sin esta cualidad.

So entsteht ein etwas plakatives, nicht emotional überformtes Bild von Ernesto Guevara, ein vermeintlich realistischer Eindruck der Revolution, die sich auf dem Weg nach Kuba durch den Urwald schlägt – eine sehr philosophisch, weltanschaulich fundierte Revolution.

Der spanischsprachige O-Ton ist besonders interessant, weil die verschiedenen Sprachvarianten des spanischen, argentinischen, kubanischen Spanisch die internationalen Anliegen deutlich machen. Sprachlich ist der Film nicht einfach zu verstehen, die Bilder unterstützen aber eindrucksvoll das Geschehen: Für fortgeschrittene Schüler zu empfehlen.

Film-Angaben:
Titel: Che – Revolución (Che: Part One)
Alternativer Titel: The Argentine (International)
USA, Frankreich, Spanien 2008
Laufzeit: 131 Minuten

Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Peter Buchman
Produktion: Laura Bickford, Benicio del Toro
Darsteller: Benicio del Toro, Demián Bichir, Rodrigo Santoro, Julia Ormond
Kamera: Peter Andrews, Steven Soderbergh
Musik: Alberto Iglesias
Schnitt: Pablo Zumárraga

Kinostart: 11.06.2009

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..